Berater beraten gerne Unternehmen bzw. deren sogenannte Führungskräfte. Da gibt es bekannte und weniger bekannte Berater. Herr Malik ist ein Berater aus der Schweiz (eigentl. ein Österreicher), der methodisch eine Art „Managementkybernetik“ vertritt, um sich in der ach so komplexen Welt zurechtfinden zu können. Bei seinen Konzepten wird gerne auf Kieselalgen und Ikosaeder als Vorbilder verwiesen, nun ja, jedem das was er für richtig hält. Zuweilen tritt der gläubige Kybernetiker sogar in der Maske eines Kapitalismuskritikers auf.

Herr Malik publiziert auch viele Kolumnen (und viele Bücher, u.a. über Führen und Leiten), leicht zu googeln unter Malik und Kolumne. Eine davon (tatsächlich nicht nur eine) ist ein sprachliches Prachtexemplar und betrifft die Müllentsorgung in Unternehmen – nein, es geht nicht um Mülltrennung, ich weiß um Ihren Ärger, etwa wenn Ihr Vorgesetzter mal wieder ne leere Flasche Schampus in die Biotonne geworfen hat – nein, lesen Sie selbst ein paar Auszüge: So schreibt Malik im Januar 2007 unter dem schönen Titel: „Systematische Müllentsorgung – Der schnellste Weg zur Effektivität“ beispielsweise: Die Effektivität von Führungskräften resultiert unter anderem daraus, sich systematisch von angestautem „Müll“ zu trennen. Jede Organisation braucht einen Prozess des Ausmerzens von Veraltetem, Überkommenem und Überflüssigem. […] Die jährlichen Zielvereinbarungen dürfen nicht mit der Überlegung beginnen, was zu tun ist. Zuvor muss eine „Müll“-Liste verlangt werden […] Vielleicht kann man nicht alles, was auf den „Müll“-Listen steht, zur Gänze aufgeben. Vielleicht heißt die Lösung manchmal „outsourcen“, oder „refokussieren“.

Am Ende seiner Kolumne preist Malik die „Entschlackung und Selbsthygiene“ als „Grundprinzip der belebten Natur“ an. (Herr Malik liebt die Natur, ist auch Bergsteiger, daher vermutlich körperlich gesund und topfit, ob er blaue Augen hat, ich weiß es nicht)

Es ist wohl gut, ja, eine allzu banale Weisheit, wenn man hin und wieder den Müll rausbringt. Nur, was verbirgt sich hinter dieser „Müll-Liste“? Einen Hinweis findet man hinter den Begriffen „outsourcen“ und „refokussieren“, das ist nicht nur Managerdeutsch, solche Maßnahmen werden nicht selten von einer Reduzierung der Belegschaft begleitet. Was dann der Müll sein soll, mag man sich denken… zu hohe Managergehälter sind damit wohl nicht vorrangig gemeint.

Überhaupt die Sprache:  „Ausmerzen von Überalteten“, „Müll-Listen“, „Selbsthygiene“ und ach, die gute „Natur“. Nix anderes als hübsch sozialdarwinistische Lernbegriffe für kontrollverknallte, sogenannte oder selbsternannte Führungskräfte, meine ich. Und damit festgestellt werden kann, was Müll ist, muss erstmal alles bzw. alle kontrolliert werden. Am besten lernt man gleich von der Stasi, wie etwa die netten Unternehmen Telekom, Deutsche Bahn oder Lidl: Emails auslesen, Telefonate abhören, Videoüberwachung in Umkleideräumen und dann, tja dann geht’s an das Erstellen von Müll-Listen. (Dafür nehmen sie dann gerne Excel).

von Altergecko

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