Archiv für das Tag 'Hauptstadtkorrespondent'

Neben verbrecherischen Kapitalisten und den ihnen gehorchenden  „marktkonformen“ Politikern, die private Verluste der Reichen von Armen bezahlen lassen, erinnert unser Hauptstadtkorrespondent Volkmar Schlutter an die fast vergessene Zunft der klassischen Einbrecher aus der Perspektive des Betroffenen:

Immer nur bei mir
Was ich denn heute Abend vorhätte, fragte mich ein Freund am Telefon. Ja, es war schließlich Freitag, der Tag des Ausgehens. Und es war bereits schon Spätnachmittag, also höchste Zeit sich auf den gewohnten, freitäglichen Vernissagerundgang vorzubereiten. Eine logische Sache, aber dummerweise war ich nicht vor Ort, sondern in diesem kleinen Nest, wo ich einst aufgewachsen bin, fern der Großstadt. Mein geliebtes Berlin mit seinen vielen Galerien und vor allem mit seinen Vernissagen, wo sich das illustre Kunstvolk meist bei Freigetränken versammelt. Alles gut und schön, sagte ich, aber heute muss ich leider passen, denn ich bin 200 km weg vom Ort des Geschehens. Wieder einmal bereute ich es, hier in diesen traurigen Ort der Langeweile und der großen Depression gefahren zu sein.
Aber dem Freund ging es nicht um die Vernissagen, das war nur eines seiner so typischen Scherze. Da rückte er mit der Sprache raus: „Nee, was anderes. Bei Dir ist eingebrochen worden, ohne Scheiß. Bei mir hat gerade die Polizei angerufen. Die sind jetzt gerade in Deiner Wohnung, hier ist die Handynummer von dem Polizisten.“

Selbst modernste Schlösser werden heute geknackt!

Selbst modernste Schlösser werden heute geknackt!

Ich schluckte. Man ist bei so was wie betäubt. Den ganzen Beitrag lesen »

Soweit ists gekommen, unser Hauptstadtkorrespondent VS! auf Wallfahrt, nächstes Mal wieder frisch aus dem Kanzlerinnenamt, äh, aus der Kanzlerämtin, äh, oder vom Barrosoamt, wie auch immer, ein, zwei, drei Lutherbier, Prost!

Der Reformationstag 2011 – wie kann man den Tag würdiger begehen als nach Wittenberg zu fahren, denn hier hat er ja gelebt und gewaltet. Also ging es von Berlin mit Zug und Fahrrad zum dortigen Reformationsfest. Das hat zwar wegen Schienenersatzverkehr doppelt solange gedauert, aber dafür brauchte man gleich mal fast nix bezahlen. So kam auch ein Zwischenaufenthalt von über einer Stunde in Jüterbog zustande. Ein kleines Städtchen in Südbrandenburg, wo man eigentlich immer nur durchfährt. Die unfreiwillige Zeit nutzte ich und fuhr kreuz und quer durch das schöne und zu Unrecht halbvergessene Städtchen. Ist wirklich ein Besuch wert.

Am Mittag dann in Wittenberg angekommen war schönstes sonniges Wetter, viele Leute und alles ganz Luther: Lutherbratwurst, Lutherkekse, Reformationsbrötchen, Lutherwein, Lutherbier, Lutherbraten usw.. Alles schön teuer, dünn und nur halb soviel drin. Ich habe dann erst einmal zwei Lutherbockwürste gegessen, denn das schien mir mit 1,50 Euro das billigste auf dem ganzen Fest. Aber just in dem Moment war die Kasse unbesetzt. Irgendwann nachmittags bin ich die knapp 20 km mit dem Rad zum Schloss Oranienbaum gefahren. Dort war dann bereits dicker Nebel über den Elbeniederungen. Der Park und Schloss war sehr schön, fast schöner als in Wörlitz, weil kleiner, lieblicher und abgelegner. Bereits schon dunkel ging es auf dem Elbdamm wieder zurück nach Wittenberg. Am Kiosk dort dann das wohlverdiente Feierabendbier. Und das schnell mal von 1,50 auf 1 Euro heruntergehandelt. Weil so günstig, gleich ein zweites hinterher gezischt.
Es war bereits Abend, noch einmal über den Markt geschlendert und hier diese teuren Mittelalter-Käseschinkenbrötchen geschenkt bekommen. Weil sie in ihrem protestantischen Arbeitseifer zu viele davon gebacken hatten, wurde sie diese nicht mehr los. Dafür aber waren sie christlich freigiebig. Einen ganzen Beutel bekam ich davon. Spät nach Hause gekommen, ging ich müde und satt ins  Bett – wohl wie Luther.

VS!