Archiv für das Tag 'The American Way'

Neulich wurde ich in Berlin zu dem Artikel US-Propaganda in Leipzig von einem Bekannten angesprochen, der jüngst in Leipzig nach einem Goethe-Schnitzel in Auerbachs Keller gleich nebenan in der so unansehnlich beworbenen Ausstellung war, weil der „Eintritt ja och frei war“. „Und?“, fragte ich ihn, und er dann: „Dette mit der Propajanda passt schon irjendwie,  ich würd‘ denken, so ne Art Nostaljie-Propajanda, aber, schieb‘ deinen Arsch doch selber mal rin.“
Ok, dachte ich, wo der Weg nach Leipzig doch so billig geworden ist, sieben Euronen mit dem Fernbus – und im Gegensatz zur Bahn mit Sitzplatzgarantie! –  (tja, da muss die Bahn wohl ihre Vorstandgehälter kürzen, wenn sie da noch mithalten will), also, kurz & summa summarum: nix wie hin.

In der Ausstellung The American Way im Naturkundemuseum zu Leipzig, äh, ne, im Zeitgeschichtlichen Forum, da wars:

Zur USA in Deutschland muss man in den 3. Stock fahren, so ne Art Mini-World-Trade-Center-Gefühl. Die Ausstellung zeigt in den ersten Räumen mit liebevoller Objektsammlung eine nostalgische Kür: GI’s 1945 in Trümmerland Deutschland, Care-Pakete, Rosinenbomber, Jazz und Rock‘ n Roll, Elvis, Kennedy, Harley Davidson, Bruce Springsteen in der DDR etc. Die Amis halt als Freiheitsbringer. Dann kommt – allerdings weniger liebevoll und mit viel weniger Objekten ausgestattet – die Pflicht-Kritik: Demos gegen Korea-Krieg, Vietnam-Krieg, Pershing-Stationierung. Hier hätte als nett anzuschauendes Objekt beispielsweise die Cordhose, die Heinrich Böll bei der Sitzblockade in Mutlangen 1983 getragen hatte, prima gepasst. Dazwischen irgendwann natürlich: Wiedervereinigung. Dann der Knaller: 9/11-Original-Teile vom zerstörten World-Trade-Center. Der gemeinsame Kampf gegen den Terror. Und nochmal Pflicht-Kritik: Die Deutschen machen beim Irak-Krieg nicht mit. Trotz manch reizvoller Objekte: Sorry, das kennen wir alles.
Denn nun wäre der eigentlich interessante Teil zu erwarten gewesen: Die Ausbreitung des neoliberalen US-Kapitalismus in Europa, der völkerrechtswidrige Drohnenkrieg der USA mit tausenden von Toten, die Bedrohung aller Bundesbürger durch die Stasi-USA mittels NSA-Spionage.
Den Machern ist wohl auch aufgefallen, dass ihre Ausstellung sehr nostalgisch geraten ist. Und so findet der Besucher ganz am Ende so eine Art Mini-Vitrine zu Edward Snowden mit einem Spiegel-Titel zum Thema. Gut, geschenkt.

Diese Ausstellung ist wegen mancher Objekte bestenfalls nett anzuschau’n, sie verrät aber nix Neues über „Die USA in Deutschland“, im Gegenteil, sie klammert alle gegenwärtigen Fragen bewusst aus. Und da denkt man dann doch: Propaganda.

Von altergecko, jetze wieder mit dem Fernbus zurück

Die Meinung – wie immer – perquisite!:
Derzeit ist die schöne Stadt Leipzig bis in kleinste Winkel plakatiert mit unansehnlichen Propaganda-Plakaten im nordkoreanischen Stil: Nein, es geht nicht um fat boy Kim Yon-ung aus Pjöngjang, nee, nee, plakatiert ist ’ne riesige BRD-Flagge übertitelt mit: „The American Way – Die USA in Deutschland“. Aber: Who the fucking bastard…? „The American Way“ – sprich völkerrechtswidriger Drohnenkrieg und Konzernkapitalismus, na geil. Oder soll da nochmal der Elvis als „The American Way“ aufgekocht und verkauft werden?

US-Propaganda

US-Propaganda (Bild: altergecko, Berlin)

Wenn man genau drauf schaut, da sieht man’s: Das Plakat wirbt kleingedruckt (links unten) für eine Ausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum zu Leipzig, betrieben von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Ein Ziel des Forums ist es, an „die Geschichte von politischer Repression“ zu erinnern. Nun, der neoliberale Kapitalismus ist eine Art diktatorischer Repression (Post- und Fernmeldegeheimnis sind bereits de facto abgeschafft), wobei die Daumenschrauben bei den Schwächeren angezogen werden. Ziel ist es, Verluste der Reichen auf Kosten der Armen zu sozialisieren, sprich Umverteilung nach oben zu betreiben, was toll funktioniert und seit Jahren betrieben wird. Das ist US-Kapitalismus, dessen größter Todfeind der Sozialstaat ist. Wird diese Repression hier dokumentiert? Das sollte noch geprüft werden. Die Gehirnwäsche zu dieser Repression übernimmt ja bereits die Aktuelle Kamera des Kapitalismus – egal ob öffentlich-rechtlich mit Börse vor acht oder privat.

Diese Plakate jedenfalls sehen wie Propaganda aus und laden nicht dazu ein, die Ausstellung zu besuchen. Der Eintritt ist übrigens frei, möglicherweise auch finanziert von Coca-Cola, Apple und Goldman Sachs (das weiß nur die NSA): Zeitgeschichtliches Forum zu Leipzig

Jrüße von altergecko