Archiv für das Tag 'Xing'

Viele unserer zeitgenössischen web2.0-Lemminge sind bei xing, facebook, linkedin oder wie diese Portale weiter noch heißen in kleinen Selbstdarstellungsprofilen gelistet, wie Sonderangebote in kostenlosen Anzeigenblättchen… Das möchte-was-werden-Prekariat unserer Zeit auf öffentlicher Suche nach Anerkennung, Jobs und Freunden im Sinne eines networkings, will heißen, Freunde, die auch karrierefördernd wirken sollen. Dabei ists kaum mehr als ein klebriges Spinnennetz, wo jeder Fliegendreck als sogenannter Kontakt hängen bleibt.

Sie stellen Bildchen von sich rein, formloses Grinsen aus blassen Gesichtern über vertretertauglichen Krawatten und die Damen in Kostümen, wie man sie leider zu genüge schon auf Buchmessen und an Bankschaltern gesehen hat. Wirklich findet man dort keinen, den man auch nur irgendwie persönlich näher kennenlernen wollte.

Unter diesen unsäglichen Fotos (zuweilen auch in künstlerisch-bedeutungsschwangeren s/w-Ansichten gehalten) kann man herrlich kindische Lebensläufe lesen, von der Schulzeit über beknackteste Praktikantenstellen bis hin zum aktuellen Geschäftsführungs- oder Projektleitungs-, na, jedenfalls Irgendeinleitungsposten, alles in hübsch chronologischer Folge dargeboten. Mann/Frau buhlt for buisiness…xing unterscheidet sie noch in gut zahlende Premium-Mitglieder und einen billigen Rest.

Das erinnert an die öffentliche Marktschau von nutzbaren Arbeitskräften, wie sie schon bei den Römern und bis weit in das 19. Jh. hinein auch in den Südstaaten üblich war, seht her: Gebiss fest, Bizeps stramm und Schwielen dick. Zugegeben, da wars weniger freiwillig, aber genau deswegen wiegt diese Art eines öffentlich auf eigenen Wunsch präsentierten Marktwertes um so kläglicher, zumal es nur ätzende Fantasielosigkeit beweist, sich auf vorbereiteten, primitiv gestalteten Portalen unter Tausenden listen zu lassen – in der kümmerlichen Hoffnung auf Karriere… widderlich! Ich bleibe xingophob.

von Altergecko